Philosophisches Seminar 2011

„Die Sehnsucht, das Glück und die Frage nach Gott“

So war die Überschrift des Philosophischen Seminars in Augsburg zu dem sich am Nachmittag des 21. Oktobers einige wenige Schüler des Marianums begaben, um sich dem Thema zu stellen. Dem Theoretischen Ansatz des Dozenten Prof. Dr. Balmer zu folgen, konnte auf Dauer durchaus schwierig werden, wie man es von diesem Thema erwarten, doch zum Glück brachten die anschliessenden Diskussionsrunden Licht ins Dunkel, da man die Theorie auf das tatsächliche Leben bezogen hat. So wurden uns die Gedanken des antiken Aristoteles nähergebracht, genauso wie die Überzeugungen von Nikolaus von Kues, eines Theologen des ausgehenden Mittelalters und die Ansichten von Sören Kierkegaard, der unter anderem die Existenzialisten (Jean-Paul Sartre) und Franz Kafka beeinflusste.

Insgesamt eine genauso anstrengende wie gute Erfahrung, den was uns die Philosophen zu sagen haben, kann für das Leben jedes einzelnen interessant und wichtig sein. Wir hoffen auf weitere Ausflüge dieser Art! An dieser Stelle auch einen Dank an Herrn Pater Staufer, der die Exkursion erst möglich machte.

Einige Textbeispiele aus dem Seminar:

ARISTOTELES (384 – 322 v. Chr.) Höhe des Glücks:
Leben des Geistes  Das Glück erwählen wir uns stets um seiner selbst willen und niemals zu einem darüber hinaus liegenden Zweck. Die Ehre dagegen und die Lust und die Einsicht und jegliche Tüchtigkeit wählen wir einmal um ihrer selbst willen – denn auch ohne weiteren Vorteil würden wir jeden dieser Werte für uns erwählen – sodann aber auch um des Glückes willen, indem wir annehmen, dass sie uns zum Glück führen. Das Glück aber wählt kein Mensch um jener Werte – und überhaupt um keines weiteren Zweckes willen.
Nikomachische Ethik, I 5, 1097a 38–b 7 (Dirlmeier)

NIKOLAUS VON KUES (1401 – 1464) Ziel der Sehnsucht:
Gott, unendlich Als göttliche Begabung ist ersichtlich allen Wesen eine natürliche Sehnsucht nach dem ihnen bestmöglichen Sein mitgegeben. Darauf ist ihr Tun gerichtet. Sie haben die dazu geeigneten Werkzeuge. Ein ihrem Lebenszweck entsprechendes Erkenntnisvermögen ist ihnen angeboren, damit ihr Verlangen nicht ins Leere gehe und in der erstrebten Vollendung der ihnen eigenen Natur zur Ruhe kommen könne.
De docta ignorantia / Die belehrte Unwissenheit, Buch I, Kapitel 1 (nach Wilpert)

SØREN KIERKEGAARD (1813 – 1855) Wahrheit, die erbaut
Man steckt den Finger in die Erde, um zu riechen, in welchem Land man ist, ich stecke den Finger ins Dasein – es riecht nach nichts. Wo bin ich? Was heißt das: die Welt? Was bedeutet dieses Wort? Wer hat mich durch seine Tricks in die ganze Sache hereingezogen und lässt mich nun damit allein? Wer bin ich? Wie bin ich in die Welt hineingekommen; warum wurde ich nicht gefragt, warum nicht mit Sitten und Gebräuchen bekanntgemacht, sondern in Reih und Glied gesteckt, als wäre ich von einem Seelenverkäufer gekauft? Wie wurde ich Teilhaber an dem großen Unternehmen, das man die Wirklichkeit nennt? Warum soll ich Teilhaber sein? Ist einem das nicht freigestellt? Und wenn ich dazu gezwungen werden soll, wo ist dann der Diskussionsleiter, ich habe einen Einwand zu machen? Gibt es keinen Diskussionsleiter? Wohin soll ich mich mit meiner Klage wenden? Das Dasein ist ja eine Debatte, darf ich bitten, dass meine Überlegungen mit in Erwägung gezogen werden? Soll man das Dasein nehmen, wie es ist, wäre es dann nicht das beste, dass man erführe, wie es ist?
Die Wiederholung, hg. Hans Rochol, Hamburg 2000, S. 69 f.

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