Zeitzeuge Abba Naor zu Gast

Beeindruckender Zeitzeuge:

Abba Naor

Der Holocaust-Überlebende Abba Naor wieder zu Gast

Wir laden ganz herzlich zu diesem
öffentlichen Vortrag am Dienstag 15.11.2016
um 19.00 Uhr in unseren Theatersaal
ein!

Eintritt frei!

Herr Abba Naor ist 88 Jahre alt und berichtet nachdenklich, aber auch kurzweilig von seiner Zeit im Nationalsozialismus. Seinen Weg, der ihn über das Getto seiner litauischen Heimatstadt Kaunas in ein Außenlager des berühmt-berüchtigten Konzentrationslagers Dachau nach Kaufering führte, schildert er auch in seinem Buch: „Ich sang für die SS. Mein Weg vom Ghetto zum israelischen Geheimdienst.“

„Ich komme nicht, um zu beschuldigen. Ihr habt keine Verantwortung für die Vergangenheit, aber für die Zukunft“.

Das waren die ersten Worte des Holocaust Überlebenden Abba Naor bei seinem ersten Besuch am Gymnasium Marianum im Juli 2016. Er wollte den Schülern der 9. bis 11. Klassen seine persönliche Lebensgeschichte erzählen. Bedächtig, nachdenklich, aber auch kurzweilig schilderte der 88-Jährige seine Odyssee, die im Jahr 1941 begann und mit der Befreiung durch die Amerikaner im Jahr 1945 endete.

Naor wurde in der litauischen Stadt Kaunas als Sohn jüdischer Eltern geboren. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen habe sich das Leben verändert: „Im November 1941 fing der Holocaust in Litauen an“. Für die Kinder seien die anfänglichen kilometerlangen Fluchtmärsche – wie die 80 Kilometer von Kaunas in die Hauptstadt Vilnius – eine Art Laufsport gewesen. „Wir wussten nicht, warum unsere Mutter immer weinte und dass die Massaker gegen die jüdische Bevölkerung voll im Gang waren“, berichtete der Zeitzeuge. Als 13-Jähriger musste er mit seiner Familie in seiner Heimatstadt ins Getto ziehen. 1943 sei aus dem Getto ein Konzentrationslager geworden. „Hunger, Angst, Mord, Totschlag und Selektionen waren unsere ständigen Begleiter. Unter Lebensgefahr schlich ich mich in einen Schweinestall, um den Schweinen die gekochten Kartoffeln zu klauen“, erzählte Naor. Das Einzige, was damals nicht verboten war, sei die Hoffnung gewesen. Als 16-Jähriger wurde Naor in ein Außenlager des berühmt-berüchtigten Konzentrationslagers Dachau nach Kaufering verlegt. Dort hatte er am Tag zwölf Stunden Zwangsarbeit zu verrichten. „Ich war mit 16 Jahren schon ein alter Mann“, sagte der Redner. Seine 38-jährige Mutter und seinen kleinen Bruder sah Naor zum letzten Mal vor deren Deportation nach Auschwitz. Sie wurden dort am 26. Juli 1944 vergast, nur sein Vater überlebte.

Nach einem kurzen Moment der Sprachlosigkeit stellten die Schüler Fragen. Ob er denn keine Rachegedanken gehabt hätte, wollte jemand wissen. Die Gedanken seien schon da gewesen, aber „ist Rache zu nehmen und unschuldige Menschen zu bestrafen ein Weg? Das wäre ein Spiel ohne Grenzen“, sagte Naor. Eine andere Frage lautete: „Wurden die Täter
Ihrer Meinung nach angemessen bestraft?“ Darauf erwiderte der 88-Jährige: „Ich kann nicht urteilen. Wichtiger ist, ob die Menschheit was daraus gelernt hat.“

Nach Samia Siebenrok-Safangy, MZ

 

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